3 Jahre in Brasilien haben Spuren hinterlassen.
- svenfraede
- Aug 28, 2023
- 2 min read
Updated: Apr 21, 2024
Seit ich nach Brasilien gezogen bin, hat sich meine Weltanschauung schlagartig geändert.
1. Luxus: Für uns bedeutet Luxus ein 5 Sterne Hotel, Räucherlachs zum Frühstück und Pedicure nach einem anstrengenden Tag am Pool. Für andere bedeutet Luxus 3 Mahlzeiten pro Tag.
2. Armut: Für uns bedeutet Armut, auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein. Für andere bedeutet Armut, die eigenen Kinder zum Betteln und Müll sammeln loszuschicken.
3. Umweltschutz: Wir sind stolz auf unsere Mülltrennung und zeigen tadelnd auf Entwicklungsländer wie Brasilien. Dabei ist es unser Überkonsum, der in diesen Ländern für Umweltsünden sorgt.
4. Lebensfreude: Unser Tag ist bereits vermiest, wenn der Vordermann im Benz mal länger als 3 Sekunden an der grünen Ampel steht. Anderswo haben Menschen nur einen Esel zum Transport und sind trotzdem glücklich.
5. Ungleichheit: Der westliche Glaubenssatz besagt, dass es jeder zu Reichtum und Wohlstand schaffen kann, wenn er es nur will. Das ist leicht gesagt, wenn du keinen Hunger und Zugang zu einem solchen Mindset hast.
6. Paradies: Wenn ich Deutschen erzähle, dass ich nach Brasilien ausgewandert bin, sind sie neidisch. Wenn ich Brasilianer davon erzähle, sind sie ungläubig. Wir wollen, was wir nicht haben. Anderswo ist es nicht besser, sondern anders.
7. Bewertungen: Jeder Vorteil geht mit eine Nachteil einher. Deutschland ist spießig und öde, dafür aber sicher und respektvoll. Brasilien ist lebensfroh und aufregend, dafür aber laut, aufdringlich und vielerorts gefährlich.
8. Familie: Das hat gar nichts mit Brasilien an sich zu tun. Aber umso mehr Abstand du zu etwas bekommst, desto mehr lernst du es schätzen. Vermissen ist notwendig, um tiefe Liebe zu empfinden.
9. Preise: Wir beschweren uns, wenn die Butter mal mehr als 1,50€ kostet. In Brasilien kostet ein Stück Butter 3€, eine Tafel Schokolade 4€ und eine Chinabox 10€ (bei einem Durchschnittseinkommen von 500€ im Monat).
10. Glückseligkeit: Glück ist kein Ort, sondern ein seelischer Zustand. Ich habe in den paradiesischen Strandhütten gelebt, und mich miserabel gefühlt. Orte sind Katalysator unseres inneren Gemüts, aber nicht dessen Ursache.
Was hat sich in deiner Weltanschauung geändert, nachdem du in ein anderes Land gereist bist?
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