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Touristen in Niedriglohnländern - Fluch oder Segen?


Kürzlich habe ich in einem Beitrag geschrieben, dass wir als “Gringos” in Niedriglohnländer mehr zahlen sollten als die einheimischen Locals.


Der Aussage stimme ich nach wie vor zu, allerdings gibt es auch eine Kehrseite:


Angenommen, du trottest so für dich her in einem Dörflein irgendwo im Inland Brasiliens. Auf einmal kommst du an einem Laden handgemachte Töpferware vorbei. Auf dem Preisschild steht:


“Handgemachte Schüssel - 40 Reais (umgerechnet ca. 7€).”


“Was für eine freche Unterbezahlung”, denkst du dir, “in Deutschland würde man dafür geschlagene 50€ verlangen!'' Das mag sein, allerdings hinkt dieser Vergleich. Geld ist eine relative Währung und somit im Kontext zu betrachten:


7 Euro reichen in Deutschland gerade mal für ein belegtes Brötchen und einen Kaffee, in anderen Ländern allerdings für 3 Mahlzeiten. Somit sind sie äquivalent zu umgerechnet 50 Euro.


Es ist ein gut gemeinter Denkfehler, dem wir als europäische Reisende unterliegen: Wir betrachten unsere Preise als Bemessungsgrundlage und beurteilen die lokalen Gegebenheiten entsprechend.


Es ist normal, das Bekannte als Bemessungsgrundlage zu nehmen. Allerdings schaden wir dadurch der lokalen Bevölkerung mehr, als dass wir ihr helfen.


Bsp.: Der Töpfer macht einen super Job und wird regelmäßig von Ausländern darauf angesprochen, dass er seine Produkte zu günstig anbietet. Also verdreifachte er seine Preise. Für den Europäer kein Problem. Die Einheimischen müssen jetzt auf seine Waren verzichten.


Besonders eindeutig wird das Problem beim Wohnungsmarkt in touristischen Gegenden: Europäer und Amerikaner treiben lokale Preise hoch und vertreiben so, Stück für Stück, alle Einheimisch, da sie es sich einfach nicht leisten können.


Zwar ist es hier auch eine Frage von Nachfrage und Angebot, dennoch bleibt das Prinzip das gleiche. Daher gilt: Jeder Eingriff in einen Markt hat langfristige Auswirkungen. Auch unser Zutun als Reisende hat Auswirkungen.


Was meinst du? Schaden wir als vergleichsweise wohlhabende Touristen mehr, als dass wir mit unserer Kaufkraft helfen?


Auf LinkedIn hat sich zu dem Thema eine anregende und kritische Diskussion entwickelt. Besuche den LinkedIn-Beitrag und nehme an der Diskussion teil. ich bin gespannt auf deine Meinung!

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