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"Du wächst nur, wenn du leidest!"

Updated: Sep 23, 2022

Eine kürzliche Bekanntschaft hat mich einen zentralen Glaubenssatz überdenken lassen.


Dieser Glaubenssatz wird vielen auf LinkedIn bekannt sein und ist Grundlage des gesamte Produktivitäts-, Leistungs- und Hustle-Kults: „Nur wenn es unbequem wird, wächst du.“ Zu einem Teil stimme ich damit nach wie vor überein. Diversität, Hindernisse und Herausforderungen lassen uns wachsen. Die klassische Analogie ist das Muskelwachstum nach schwerer körperlicher Belastung.


Doch kann dieser Glaubenssatz schnell ins toxische Übergehen. In eine Erwartungshaltung, nur produktiv zu sein, wenn wir „leiden“. Den Anspruch an sich selbst, sich immer weiter über die eigenen Grenzen hinaus zu pushen. Bis daraus eine regelrechte Lebensphilosophie wird.


Und dann triffst du Menschen auf der anderen Seite dieses Dogma. Menschen, denen alles zuzufliegen scheint. Die seltsam gelassen durch das Leben gehen, sich nicht verhärtet zu immer größeren Leistungen antreiben und nicht auf ZWANG aus der eigenen Komfortzone treten.


Der große Schock: Dabei handelt es sich oftmals nicht um Vagabunden, Couch Potatoes oder Faulpelze. Sondern um Menschen, bei deren persönlichen „Errungenschaften“ man ins Staunen gerät. Ob privat oder beruflich. Und dann kommst du ins Zweifel, zögern und grübeln… Muss man also doch nicht „leiden“, um ein erfolgreiches und erfülltes Leben zu führen?


Zwar ist nicht alles im Leben „Friede Freude Eierkuchen“ und eine großer Ponyhof mit pinken Einhörnern. Wir werden Momenten begegnen, die uns herausfordern und auf die Probe stellen. Doch ist meine Frage: Ist es wirklich ein Anspruch der selbstauferlegten Bürde im Namen des persönlichen Wachstums, den wir in unserer ohnehin leistungsgetriebenen Gesellschaft brauchen?


Um erneut die Muskel-Analogie zu gebrauchen: Die meisten trainieren hart und mit schwerem Gewicht. Die wenigsten dehnen regelmäßig und sorgen für Geschmeidigkeit statt Wachstum.


Ich denke nicht, dass wir mit Scheuklappen und einer Habachthaltung durch die Welt gehen sollte, um jede Diversität zu vermeiden. Doch ist vielleicht ein anderer Umgang mit diesen Herausforderungen sinnvoll. Durch die erwähnte Bekanntschaft bin ich auf das Konzept „Effortless Action“ gestoßen (Wu wei).


In meiner Auslegung bedeutet es folgendes: Sei aktiv und lasse dich nicht von Faulheit leiten. Versuche allerdings nicht, dich verbissen herauszufordern und zu quälen. Gehe stattdessen mit „dem Flow“ und tue, was du tuen musst, mit Leichtigkeit.


Keine leichte Aufgabe und auf den ersten Blick widersprüchlich. Allerdings scheint es mir ein Konzept zu sein, das nicht nur gesünder ist und uns auf die lange Perspektive ebenso weit bringen kann. Sondern eines, mit dem das Leben sehr viel schöner und lebenswürdiger erscheint.


Was entspricht eher eurer Lebensphilosophie: „Embrace the Suffering“ oder „Effortless Action“? Wann und bis wohin pusht ihr euch bewusst und sucht aktiv nach Herausforderungen, und wo versucht ihr Leichtigkeit in euer Leben zu bringen?

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